Einsatzart: | Übung |
Einsatzort: | Altenheim Bischof Meiser Haus |
Einsatzleiter: | ELRD: Thomas Klich |
Einsatzkräfte: | ELRD: Markus Weber ELRD: Marc Stürmer |
Eingesetzte Fahrzeuge: | UG SanEl RK Hof 3 KTW 1 Tr. KTW 2 Tr. KTW 4 Tr. |
Hof - Seit dem Schlaganfall ist Marion Götz halbseitig gelähmt. Sprechen kann sie kaum noch, und die Erinnerung an ihre Liebsten fällt ihr meist sehr schwer. Das Pflegeheim im Bahnhofsviertel ist seit einigen Wochen ihr Zuhause. Meistens liegt sie im Bett, den Blick aus dem dritten Stock des Gebäudes in den Himmel gerichtet. Sie wartet, denn heute bekommt sie Besuch: Heiko ist Marions Götzes Sohn und kümmert sich um die ältere Dame.
Er ist es auch, den sie erwartet, als sich die Tür zu dem schmalen Zimmer öffnet und zwei uniformierte Männer mit Atemschutzmasken und Helmen an ihr Bett treten. "Heiko?", fragt Marion Götz. "Ich bin nicht der Heiko", sagt einer der fremden Männer; entfernt völlig selbstverständlich die Seitenteile an dem Holzbett, greift unter die Matratze, zieht dabei ein paar weiße Spanngurte hervor und verschließt sie etwas unbeholfen über den Beinen und der Brust der gelähmten Frau. "Wir machen jetzt einen Ausflug", sagt der eine. Ein Ruck - und sie heben die wehrlose Frau samt Matratze aus der sicheren Umgebung. Es geht abwärts durch das Treppenhaus ins Erdgeschoss. Dort haben die Feuerwehrleute bereits zwei andere Bewohner in Sicherheit gebracht. Weitere 15 stehen noch bevor.
Wie ein Theaterstück
Marion Götz ist glücklicherweise nur eine Statistin in einer inszenierten Evakuierungsübung der Hofer Feuerwehr, die am vergangenen Donnerstag stattgefunden hat. Ziel der Übung war es, Erfahrungen für den Ernstfall zu sammeln. Im Blickpunkt standen dabei neue Rettungsmatten, die die Diakonie Hochfranken - nach der Erprobung - anschaffen möchte.
Authentisch sollte es sein, und so hat der Einsatzleiter und ehemalige Heimleiter des mittlerweile leerstehenden Bischof-Meiser-Hauses, Thomas Flach, die Evakuierung wie ein Theaterstück aufgebaut: Jedem Bewohner - Altenpflegerinnen aus den Helmbrechtser und Schwarzenbacher Heimen - hat der Einsatzleiter seine Rolle und alterstypische Krankheitsbilder zugewiesen. "Ob Schlaganfall, Demenz oder Bettlägerigkeit - Ziel war es, Feuerwehr und Rotes Kreuz mit einer realistischen Situation zu konfrontieren", sagt Thomas Flach. Die Schauspieler bekamen sogar jeder für sich ein Zimmer, verteilt über das zweite und dritte Stockwerk des Pflegeheimes. Die Feuerwehr musste sich also nach dem Plan des Heimleiters richten und die Bewohner erst aus dem dritten, dann aus dem zweiten Stock evakuieren. Eine harte Übung für so manch einen Feuerwehrmann: Die Altenpflegerinnen wussten nur zu gut, wie sie ihre Rollen zu spielen hatten. Dabei wollte nicht jede das Haus sofort verlassen und wehrte sich vehement mit Hilfeschreien gegen die Retter.
Auch die Mitarbeiter der Diakonie Hochfranken selbst sollten wichtige Eindrücke und Erfahrungen sammeln. Marion Götz dazu: "Ich hab' mich schon sicher gefühlt. Die Feuerwehrleute waren ruhig und haben versucht auf mich einzugehen." Für die 41-Jährige Schwarzenbacherin war es eine wertvolle Erfahrung. "Jetzt kann ich mir vorstellen, wie sich eine pflegebedürftige Person in solch einem Fall fühlen muss."
Immerhin: Der Transport selbst habe der Altenpflegerin nicht geschadet. Probleme gab es aber noch mit den neuen Rettungsmatten. Der obere Riemen habe sie am Hals etwas gedrückt und das gelähmte Bein sei im Treppenaufgang trotz der Gurte von der Matratze gefallen. "Das wäre jetzt gebrochen", sagt sie. Zudem bemerkte sie die Unsicherheit der Einsatzkräfte.
Ihr Fazit: Die Feuerwehrleute müssten einfach den Umgang mit den Matten und den speziellen Krankenbetten lernen. Dann könnten die Aktiven im Ernstfall noch schneller und vor allem selbstsicherer damit umgehen.
Bombenfund im Viertel
Der Ernstfall könnte schnell eintreten. Daran kann sich eine ehemalige Heimleiterin des Bischof-Meiser Hauses, Anette Prüfer, gut erinnern. Schon einmal mussten die Feuerwehr und das Rote Kreuz zur Evakuierung anrücken: "Es muss 2002 gewesen sein, als die Polizei anrief und uns fragte, wer denn alles im Haus sei", erinnert sich Anette Prüfer.
"Es gab einen Bombenfund im Bahnhofsviertel, und so mussten wir alle Bewohner evakuieren." Mit Kranken- und Rettungswägen hätten die Einsatzkräfte die Bewohner in das Altenheim in der Lessingstraße gebracht. Damals konnten die Bettlägerigen nur mit Tragen über die Fluchtwege transportiert werden. "Das hat zwei bis drei Stunden gedauert", sagt die ehemalige Heimleiterin.
So lange hat die Evakuierungsübung zwar nicht gedauert. Hier waren aber auch nur 20 Menschen zu retten. Der ehemalige Heimleiter Thomas Flach weiß den Einsatz seines Personals zu schätzen. "Solche Fälle passieren so zwar zum Glück gut wie nie, aber wenn doch, dann möchten wir darauf bestens vorbereitet sein